Rasiermesser richtig schärfen. von Leonhard Ullrich

Kleine Rasiermesserkunde

Ein paar Fachbegriffe rund ums Messer

Bezeichnungen rund ums Rasiermesserschärfen

Teile des Rasiermessers

Hier nun ein paar der rasiermesserspezifischen Begriffe, die ich verwende. Klickt auf die Bilder, um sie zu vergrößern.

(Bild Rasiermesser mit den verschiedenen Bereichen)

Rasiermessergeometrie

Rasiermesserbreite

Je nach Rasiererfahrung nutzen die Männer unterschiedliche Rasiermesser. Für Anfänger ist ein breiterer (z.B. 7/8 Zoll) und fehlerverzeihender Hohlschliff einfacher zu handhaben als schmaler (4/8 Zoll) Hohlschliff. Je schmaler das Rasiermesser, desto weniger elastisch folgt die Schneidkante der Hautstruktur und desto mehr Geschick muss der Anwender aufbringen, um das Messer in einem korrekten Schnittwinkel am Hals zu führen, ohne sich zu schneiden.

Rasiermesserquerschnitt

Je nach verwendeten Herstellverfahren stellen sich im Klingenquerschnitt des Messers unterschiedliche Geometrien ein.

(Bild verschiedene Rasiermessergeometrien im Querschnitt)

 

Link zu solchen
Rasiermessern
Klingengeometrie Eigenschaften notwendige
Rasiererfahrung
  derb
  • Schneide federt nicht und passt
    sich nicht Unebenheiten an
  • hohe Schnittgefahr
  • Nachschärfen ohne Aufliegen
    des Rückens
  • Abziehen nur auf weniger gespannten Spannriemen oder mit Rückenerhöhung
nur für erfahrene
Nutzer
  1/4 hohl
  • Schneide federt kaum
  • erhöhte Schnittgefahr
für erfahrene
Nutzer
  1/2 hohl
  • Schneide federt etwas
  • gewisse Schnittgefahr
geeignet für
Anfänger
  1/1 hohl, oder vollhohl
  • Schneide federt und passt
    sich leichten Unebenheiten an
  • geringere Schnittgefahr
gut geeignet für
Anfänger

 

Da ich selber Bartträger und daher noch kein extrem erfahrener Rasierer bin, nutze ich zumeist halb- bis vollhohle Rasiermesser mit 5/8 Zoll bis 8/8 Zoll breiten Klingen.

Rasiermesserkopf

In unterschiedlichen Herstellregionen der Rasiermesser waren unterschiedliche Kopfabschlüsse gebräuchlich.

Rundkopf

(Bild Rundkopf)

Geradkopf

(Bild Geradkopf)

franzöischer Kopf

(Bild französischer Kopf)

Ich habe in der Benutzung keine so großen Unterschiede bemerkt, daher würde ich mir bei der Rasiermesserauswahl den persönlichen Geschmack entscheiden lassen.

 

Schleifsteine, Schärfen und Schleifen

Formen

Zische Silifix 120 ÜbersichtBankstein

Ein Bankstein ist ein ebener rechteckiger Schleifstein. Eine gute Größe für einen Bankstein ist 20 cm x 5 xm x 2,5 cm. Je größer desto gleichmäßiger lässt sich das Messer führen und desto weniger kippelt der Stein beim Schleifen.

AwasetoBruchstein

Am ehesten bei hochwertigen Natursteinen wie gelben belgischen Brocken zu finden. Eine eben Fläche und eine meiste gewölbte Bruchfläche. Daher klebe ich so einen Steine wenn er zu uneben ist mit Heisskleber auf ein Stück Holz, dass ich mit einem Stemmeisen ausgearbeitet habe.

King 1000/6000 nahKombistein

Ein Kombistein ist ein Schleifstein bei dem zwei Schleifsteinfeinheiten in einem Stein vereint sind. Hierbei werden manchmal die beiden Körnungen zusammen gebrannt oder zwei einzelne falche Steine hergestellt und diese dann miteinander verklebt. So können mit einem Schleifstein zwei Feinheiten angeschliffen werden, allerdings ist bei gleichdickem Stein von jeder Körnung weniger Schleifmittel da.

Schleifmittel

Je härter das Schleifmittel, desto härtere Materialien kann es zerspanen.

Korund oder auch Aluminiumoxid

Korund ist chemisch gesehen Al₂O₃ und damit eine Art künstlicher Rubin bzw. Saphir. Die Mohshärte liegt bei 9. Korund ist für das Schleifen von gehärteten Stählen wie Messern ein das gebräuchlichste Schleifmittel. Die ganz harten Stähle, wie die "Karbidmonster" sind allerdings grenzwertig hart für Korund. Schleifsteine aus Korund sind gute Allroundtalente, sie tragen passabel schnell Material ab und verschleissen bei harter Bindung nicht zu schnell.

Siliziumkarbid

Siliziumkarbid ist chemisch gesehen SiC, kommt natürlich nur als recht seltenes Moissanit vor. Die Mohshärte liegt bei 9,6. Damit ist Siliziumkarbid härter als Korund und deshalb für besonders harte Stähle und sogar Hartmetalle zum Schleifen geeignet.

Die Schleifkörner sind scharfkantiger als die von Korund, deshalb schleifen Sie auch agressiver. Allerdings sind sie auch brüchiger. Deshalb verschleissen Siliziumkarbidsteine schneller als Korundsteine. Für den Vorschliff setze ich gerne Siliziumkarbidsteine ein.

Diamant

Diamant ist ein teures Stück stark komprimierte Kohle. Mit einer Mohshärte von 10 sind Diamanten das härteste Material. Dadurch sind sie in der Lage alle anderen Materialien zu schleifen. Als Schleifmittel ist Diamant in Form von Metallplatten auf deren Oberfläche die Diamanten aufgebracht sind. Ist diese Schicht einmal weg, ist auch die Schleifwirkung weg. Daher sollten Messer auf Diamantschleifplatten nur mit wenig Druck geschliffen werden.

Kubisches Bornitrid

Kubisches Bornitrid ist von der Härte her dem Diamant am nächsten. Beim maschinellen Schleifen wird es inzwischen häufiger eingesetzt. Beim Schleifen von Hand kann man kaum genug Anpressdruck aufbringen, um einen ordentlichen Abtrag damit zu erzeugen.

Naturstein

Natursteine haben verschiedenste harte Bestandteile, mit denen Sie den Stahl zerspanen können. Bei groben Steinen (bei groben Körnungen lieber zu künstlichen Schleifsteinen greifen) kommt Sandstein zum Einsatz, bei feineren ist es beim belgischen Brocken Granat. In bestimmten Abbaugebieten (z.B. Naxos in Griechenland) kommt auch Korund natürlich vor.

Chromoxid

Chromoxid wird als extrem feines als Pigmet zum Herstellen von grünen Farbtönen eingesetzt. Zum Abziehen von sehr feinen Schneiden an Stählen mit nur wenig Karbiden kommt es vor allen Dingen für Rasiermesser zum Einsatz.

Eisenoxid

Ähnlich wie Chromoxid ist Eisenoxid einen Tick weicher und noch etwas feiner. So dass damit die Schneiden nach einen Abzug auf Chromoxidriemen noch etwas verfeinert werden können.

Bindung

Die Bindung hält die Schleifpartikel zusammen und bestimmt den Verschleiss des Schleifsteins, aber auch die Abtragsrate. Je weicher ein Stein gebunden ist (z.B. japanische Wassersteine) desto schneller brechen Schleifpartikel aus der Bindung aus und bilden auf dem Schleifstein eine Schleifpaste. Je härter ein Stein gebunden ist, desto langsamer trägt er Material ab aber desto langsamer verschleisst der Stein.

Im Allgemeinen gilt, je härter der Stahl desto weicher der Stein und umgekehrt.

Körnung

Die Körnung gibt an, wie fein die Schleifpartikel sind, die im Schleifstein gebunden sind. Je größer die Zahl desto feiner der Stein. Problematisch ist allerdings dass hier wild zwischen drei Körnungssystemen (JIS für japanische Wassersteine, FEPA für europäische Schleifsteine, ANSI für den amerikanischen Raum) hin und her gewechselt wird, ohne dass die wirkliche Körnung zum Beispiel als mittlerer Korndurchmesser in µm angegeben wird. Wenn Ihr mehr dazu erfahren wollt, dann schaut Euch diesen Artikel mal an.

Schliffbild

Nach dem Schleifen auf einem bestimmten Schleifstein erhält die Schneide eine bestimmte Kratzerstruktur auf der Oberfläche. Genau diese Kratzerstruktur ist es worauf es beim Schleifen ankommt. Diese Kratzerstruktur ist aber nicht nur von der Größe der Körnung des Schleifsteins, sondern auch von der Härte, Form und Sprödigkeit des Schleifkorns aber auch von der Härte der Bindung abhängig. Daher vergleiche ich die Schleifsteine nicht nach den Körnungsangaben der Hersteller sondern nach dem Schliffbild, also dem visuellen Eindruck der Schneide unter einem Mikroskop nach dem Schärfen.