Rasiermesser richtig schärfen. von Leonhard Ullrich

Polierpastenarten

Es gibt die verschiedensten Polierpastenarten, hier werden diese ausführlich beschrieben.

rosa Polierpaste Dictum BgB

Verwendete Schleifpartikel

Bei den unterschiedlichen Polierpasten kommen je nach Anwendungsfall unterschiedliche Schleifmittel zum Einsatz. Allerdings ist das Abziehen von Messern eher ein Sonderfall, so dass nur wenige Polierpasten hierauf spezialisiert sind.

Aluminiumoxid und Siliziumkarbid

Ähnlich wie bei den Schleifsteinen und Schleifpapier gibt es auch Polierpasten, die Siliziumkarbid und Aluminiumoxid (Korund) als Schleifmittel verwenden. Diese Schleifmittel finden oftmals Verwendung wachsartigen Blöcken aus Polierpaste, jedoch vereinzelt auch fetthaltigen, dickflüssigen Massen, in Spritzenform dargeboten.

Mein Favorit ist das Siliziumkarbid, da es eine scharfkantige Bruchstruktur hat, die den Grat effektiver als viele andere Pasten abträgt. Dadurch muss weniger fest auf das Leder aufgedrückt werden, so dass sich der Kontaktwinkel zwischen Messer und Lederriemen weniger verändert.

Diamant

Auch das härteste bekannte Schleifmittel der Diamant hat inzwischen Einzug in die Polierpastenwelt gefunden. Diamantpartikel finden in Polierpasten, die als zähe fettähnliche Masse in Spritzen geliefert wird, als auch in sogenannten Schleifsuspensionen, einer sehr flüssigen Variante. Letztere ist für das Abziehen von Messern allerdings nahezu ungeeignet, da sie einen zu geringen Anteil an Schleifmittel enthält.

Die Polierpasten in Spritzenform wird oftmals in unterschiedlichen Konzentrationen und in vielen verschiedenen Körnungen angeboten. Hier trennt sich dann auch die Spreu vom Weizen. Viele Diamantpasten werben mit sehr feinen Körnungsangaben, enthalten jedoch keine Information über die Konzentration der Schleifpartikel in der Paste. Mit einer zu geringen Konzentration der Polierpaste lässt sich kaum ein Abtrag erzielen, so dass es ein Glücksspiel ist, günstige und gute Diamantpolierpasten zu finden. Günstige Polierpasten stammen zum Großteil aus Russland. Bisher habe ich die besten Erfahrungen mit den hoch konzentrierten Pasten der Firma SDP gemacht.

Farbpigmente

Kommt man in den Bereich der extrem feinen Schneiden, so gelangt man als Abziehmittel unweigerlich zu den Farbpigmenten Chromoxid (grün) und Eisenoxid (rot). Diese Pigmente sind verglichen mit den zuvor genannten Schleifmitteln relativ weich, aber dennoch härter als der abzuziehende Stahl.

Da sie nur einen sehr geringen Abtrag haben und eine sehr hohe Feinheit, eignen sie sich nur für das Abziehen der Schneiden nach sehr feinen Schleifsteinen (mindestens 6000'er japanischer Körnung, besser noch 8000 bis 10.000). Ihr Wirkung können sie optimal an den feinsten Klingen entfalten, wie Rasiermesser, Mikrotommesser und für absolute Messerfetischisten auch hochwertige Messer aus sehr feinkörnigen Stählen, wie hoch gehärtete nicht rostfreie Kohlenstoffstähle (einige japanische Kochemesser z.B.). Man bekommt diese Pasten oftmals dort, wo auch Rasiermesser verkauft werden. Alternativ kann man auch Künstlerfarbe in den Farbtönen Chromoxidgrün (stumpf) oder auch Eisenoxidrot nehmen. Ölfarben trocknen sehr langsam (Wochen), Acrylfarben trocknen schneller, werden aber auch recht hart. Wenn die Lederberfläche eben bleibt ist das kein großer Nachteil. Ist das Leder aber so rauh, dass lokal harte SPitzen hochstehen, kann dies einem guten Rasiermesser schon schaden.

Polierpastenkonsistenzen

Die meisten Polierpasten sind nicht speziell für das Messerschärfen entwickelt worde. Soe werden je nach ihrem eigentlichen Anwendungszweck in verschiedenen Darreichungsformen geliefert. Für das Abziehen von Messern auf Lederriemen sind die Gebindearten ideal, die sich ohne größere Probleme auf Lederriemen verteilen lassen. Mir gefallen hierbei am besten die pästösen Polierpasten.

Pästöse Konsistenz

Scherenkauf PolierpasteIn Spritzen gelieferte Polierpasten haben eine fettähnliche Konsistenz, dies erleichtert das gleichmäßige Auftragen auf dem Lederriemen ungemein. Ein bis zwei erbsengroße Kleckse können problemlos die Oberfläche von einem 200 mm langen Lederriemen gleichmäßig benetzen. Allerdings solltet Ihr vorher den Lederriemen schon ein wenig mit Lederöl vorbehandeln, da das Leder ansonsten das Fett aus der Paste zu schnell aufsaugt und Ihr sonst zuviel Paste brauchst, um den Riemen sinnvoll zu beschichten.

Es gibt verschiedene Schleifmittel, die bei den Polierpasten aus Spritzen zum Einsatz kommen. Aluminiumoxid, Siliziumkarbid und Diamant sind die häufigsten Vertreter. Am besten gefallen mir davon die Siliziumkarbidpasten. Siliziumkarbid ist ein extrem hartes Schleifkorn, das recht scharfe Bruchkanten hat. Diese scharfen Kanten können auch den hartnäckigen Grat von manchen exotischen Stählen entfernen an denen sich manch andere Polierpasten die Zähne ausbeissen.

Die Scharfkantigkeit des Schleifkorns hat den Vorteil, dass Ihr mit weniger Druck abziehen könnt und sich somit das Leder weniger deformiert und der Kontaktwinkel zwischen Lederriemen und Messerschneide definierter wird.

Diese Art der Polierpasten ist mein augenblicklicher Favorit.

Wachsähnliche Konsistenz

rosa Paste DictumPolierpasten, die eigentlich für die Nutzung an Schwabbelscheiben gedacht sind, weisen eine deutlich festere Konsistenz auf. Etwas härter als Kerzenwachs, werden sie an rotierende Stoffscheiben oder Filzscheiben gehalten, daraufhin erwärmt sich durch die Reibung das Wach so sehr, dass es schmilzt und zusammen mit den im Wachs enthaltenen Schleifkörpern die Schwabbelscheibe benetzt.

Versucht man diese Pasten auf Lederriemen zu bringen, so ist das je nach Paste eine eher krümelige Angelegenheit. Ich drücke meist recht fest mit dem Polierpastenblock auf und ziehe es dabei über das Leder. Dabei lösen sich kleine Bröckchen von der Polierpaste, die ich danach mit dem Finger, der dabei recht warm wird tiefer in das Leder einreibe. Hiermit kann man nur sehr schwer eine gleichmäßige Verteilung der Schleifpartikel hinbekommen. Daher empfehle ich inzwischen lieber die Polierpasten in fettähnlicher Konsistenz.

Bei den verschiedenen Wachsen gibt es auch große Unterschiede, ist der Wachsanteil zu hoch, oder das Wachs zu weich, lässt sich kaum eine geringe ordentlich verteilte Menge auf den Lederriemen aufbringen. Die etwas trockeneren Varianten, die feine Krümel verlieren sind hier vorzuziehen.

Flüssige Konsistenz

SDP Diamond Slurry 0,5 1zu1Schleifemulsionen kommen flüssig, beinahe in wässriger Konsistenz daher. Dadurch lassen sich sich leicht verteilen, wenn sie auch etwas schnell in das Leder einziehen. Da sie jedoch viel niedriger konzentriert sind als die fettähnlichen Polierpasten, rate ich von ihnen eher ab.