Rasiermesser richtig schärfen. von Leonhard Ullrich

Schleifsteine abrichten

Unebene Schleifsteine erschweren das Schärfen. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr diese wieder abrichten könnt und so ebnet.

Unebene Steine Abrichten

Um die bestmögliche Schneidenqualität beim Schärfen von Rasiermessern zu erreichen, ist ein ebener Schleifstein zwingend notwendig, da das Rasiermesser in geraden Hüben geschärft wird und winkelmäßig durch das Aufliegen von Rücken und Schneide beim Schärfen fixiert ist. lokale Kuhlen im Stein führen dadurch zu einem geringerem Materialabtrag in diesem Bereich. Beim nachfolgenden feineren Stein liegt das Rasiermesser nicht mehr überall gleichmäßig auf, so dass der feinere Schleifstein nicht alle Schneidenbereiche gleichmäßig erreichen kann. Die erreichbare Schärfe wird dadurch lokal schlechter.

Wie eben muss ein Schleifstein sein?

Das Schleifmittel muss beim Schärfen von Rasiermessern ebener sein als beim Schärfen von normalen Messern. Daher nutze ich bei Kombisteinen Schleifsteine entweder nur für Rasiermesser, oder ich kaufe Steine mit nur einer Körnung und nutze die eine Seite für Rasiermesser und die andere für sonstige Schärfaufgaben.

Ist ein Schleifstein nicht mehr ausreichend eben, so solltet Ihr ihn abrichten. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Hier kommt Ihr zur Bestenliste der AbrichtmöglichkeitenAbrichtmittel 1zu1, die ich bisher getestet habe.

Allgemeines zum Abrichten

Bevor Ihr einen Schleifstein abrichtet, solltet Ihr die Oberfläche des Schleifsteins mit Bleistift kreuzweise markieren (grobes Rechenkästchenmuster auf den Stein malen). Später beim Abrichten wird das Kreuzmuster nach und nach weggeschliffen, zuerst dort wo der Stein erhaben ist und zuletzt dort wo die Kuhle im Stein war. Wenn das Kreuzmuster überall weggeschliffen ist, ist der Stein wieder eben.

Beim Abrichten immer wieder die vorne und hinten beim Stein tauschen (also nicht den Stein auf die andere Schleifsteinseite umdrehen sondern nur das Ende des Steins, das vorher zu mir gezeigt hat, in die andere Hand nehmen und von mir weg zeigen lassen. Meist kann man nicht mit beiden Händen gleichgut Druck aufbauen. Durch das Tauschen verhindert Ihr, dass vom Stein an der Seite, die die starke Hand hält, zuviel abgeschliffen wird.

Als Abschluss nach dem Abrichten fase ich noch die Kanten des Schleifsteins ganz leicht an an. Aber bitte deutlich weniger als bei normalen Messerschleifsteinen. Eine zu große Fase raubt einem zuviel SChleifsteinbreite, die man bei den geraden Hüben braucht.

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Abrichten mit einem Abrichtblock

Es gibt kleine Abrichtblöcke, die über den Schleifstein bewegt werden und größere, bei denen der Schleifstein über den Abrichtblock bewegt wird. Je größer der Abrichtblock ist, desto ebener ist das Endergebnis.

Wie Ihr mit solchen Abrichtblöcken Abrichtblöcke Schleifsteine (auch hart gebundene) abrichten könnt, zeige ich in folgendem Video:

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Diese größeren Abrichtblöcke sind groß genug, damit die meisten Schleifsteine zumindest diagonal mit Ihrer ganzen Fläche über ihn bewegt werden können. Um hart gebundene Schleifsteine abrichten zu können, nutze ich am liebsten diesen groben Abrichtblock unter Zugabe von grobem SiliziumkarbidpulverKörnung 24. Das Pulver rollt zwischen Schleifstein und Abrichtblock herum und entfernt so ein wenig von dem Bindemittel des Abrichtblocks, damit genug scharfe Schleifpartikel aus der Oberfläche des Abrichtblocks herausragen.

Der Abrichtblock wird auf den Tisch auf eine rutschfeste Unterlage, z.B. Autofußmatte aus Gummi oder Silikonausrollunterlage gelegt. Der abzurichtende Schleifsteinstein wird dann mit relativ großem Druck über den Abrichtblock bewegt. Dabei sind sowohl Abrichtblock, als auch Schleifstein trocken. Bei feuchten Steinen setzt sich der Abrichtblock zu schnell zu. Wenn viel Schleifstaub auf dem Schleifstein ist, fege ich ihn mit einer Spülbürste herunter.

Meist versuche ich die am weitesten rausragenden Stellen (oft die Enden vom Schleifstein) bevorzugt runter zu schleifen, bevor ich den Stein flächig bearbeite. Dazu drücke ich recht kräftig mit der einer Hand lokal auf die erhabene Fläche und führe mit der anderen Hand den Schleifstein nur hin und her. Wenn die erhabenen Stellen fast auf "Talniveau" runtergeschliffen sind, schleife ich den Schleifstein diagonal über den Abrichtblock. Dabei achte ich auch darauf, dass der Abrichtblock auch gleichmäßig abgenutzt wird und drehe ihn auch ab und zu um. Wenn die Eddingmarkierung weggeschliffen ist, ist der Schleifstein abgerichtet. Abschließen fase ich die Kanten des Schleifsteins an.

Mit obigem Abichtblock könnt Ihr auch weich gebundene Schleifsteine gut abrichten. Das geht auch vernünftig mit kleineren AbrichtsteinenNaniwa Abrichtstein 60ganz passabel. Hierbei wird der Abrichtstein über den Schleifstein bewegt, bis zuerst lokal die erhabenen Stellen zurück gesetzt sind und später an die Talebene des Schleifsteins angepasst sind. Durch den kürzeren Stein bekomme ich damit nicht so eine hohe Ebenheit hin.

Abrichten mit Schleifpapier

Im folgenden Video zeige ich, wie Ihr mit einer ebenen Unterlage und Nassschleifpapier weich gebundene Schleifsteine wie japanische Wassersteine abrichten könnt:



Ein Blatt Siliziumkarbid-NassschleifpapierSchleifpapier mit Siliziumkarbidpulver BgB (im Baumarkt findet man es im Bereich Autozubehör in der Nähe von den Spachtelmassen) lege ich auf eine dicke Glasscheibe, die auf einer Silikonplätzchenausrollmatte (sowas hier, vielleicht habt Ihr etwas ähnliches in der Küche) liegt. Nehmt nicht nicht Euren Designglaswohnzimmertisch, die Kratzer von den groben Schleifkörnern bekommt Ihr nie wieder raus und meistens führt das zu ein wenig Missgunst in Punkto Messerschärfen, so dass Eure bessere Hälfte dem Thema ein wenig kritischer gegenübersteht! Theoretisch könnt Ihr auch eine ebene große Steinplatte (Marmorfliese) oder ähnliches nehmen, aber die Glasplatten sind ebener und haben keine Fremdkörpereinschlüsse, die aus der Oberfläche hinausragen.

Ich lege das Schleifpapier auf die Glasplatte und halte es mit einer Hand fest. Mit der anderen Hand bewege ich den Schleifstein über das Schleifpapier. Bevor ich mich an das Abrichten der Fläche mache fase ich beim Abrichten auf Schleifpapier ersteinmal die Kanten des Schleifsteins an. Das bewirkt, dass sich keine scharfen Kanten in das Schleifpapier graben können und es länger dauert, bis das Schleifpapier evschlissen ist.

Ihr könnt die Glasplatte unter dem Papier auch ein wenig feucht machen, was aber den Nachteil hat, dass das Papier durch das Wasser etwas geschwächt wird und so leichter einreisst. Aber dafür habt Ihr dann zur besseren Führung eine Hand mehr frei.

Nun streut Ihr noch etwas mittleres SiliziumkarbidpulverSiliziumkarbidpulver 50 - BgB (50'er Pulver auf 80'er Schleifpapier) auf das Schleifpapier, um die Schleifwirkung zu erhöhen. Bei weichen japanischen Wassersteinen geht es auch ohne das Pulver, dauert dann aber länger und verbraucht mehr Schleifpapier.

Den Schleifstein schleif Ihr dann wie oben im Video gezeigt solange auf derm Schleifpapier, bis der Stein eben geworden ist. Das dauert eine gute Weile, also braucht Ihr etwas Geduld. Zwischendurch immer mal wieder über die Länge des Steins peilen und schauen, ob der schon eben genug ist.

Bei hart gebundenen europäischen Steinen ist es deutlich langwieriger, da ziehe ich oben genannten Abrichtblock vor. Mit dem Schleifpapier alleine ohne Siliziumkarbidpulver kommt Ihr da kaum voran. Bei Arkansas Natursteinen und keramischen Steinen ist das Abrichten sehr mühsam, da sie extrem hart gebunden sind. Wenn überhaupt dann sollte man auf Diamantschleifplatten gehen, aber auch die Diamantplatte verschleisst bei Keramik unangenehm schnell. Achtet am besten beim Kauf bereits auf die Ebenheit der extrem harten Keramiksteine achten, indem man über die Längsseite drüberpeilt und ggfs. umtauscht.

Abrichten mit Diamantplatten

Alternativ könnt Ihr auch mit sehr groben Diamantplatten andere Schleifsteine abrichten. Die Metallträgerplatten sind sehr eben und die groben monokristallinen Diamanten verschleissen auch nicht so schnell, wenn man nicht zuviel Anpressdruck gibt. Hier gibt es zwei Kandidaten, die ich bisher gefudnen habe in Fage kommen, die allerdings auch beide richtig viel Geld kosten. Die würde ich wirklich nur für Härtefälle oder häufiges Abrichten beim Präzisen Schleifen von Holzbearbeitungswerkzeugen anschaffen. Für den Normalanwender sind sie eher Overkill.

  • Einmal die Diamantplatte von DMT die ein grobes Schleifkorn (Körnung ca. 80, für Diamant schon ziemlich heftig) besitzt, aber keine Vertiefungen hat, in die der Schleifabrieb fallen kann, somit fährt der Abrieb vom Schleifstein auf der Diamantplatte herum und sorgt dort für Verschleiss der Diamantplatte.
  • Besser gefällt mir die Diamantplatte von Shapton, sie ist speziell auf das Abrichten von Schleifsteinen ausgelegt. Durch die Vertiefungen, in die der Abrieb fällt, führt der Schleifsteinabrieb bei dieser Platte zu einem geringerem Verschleiss der Diamantfläche. Ich ziehe daher diese Variante vor. Beim Abrichten von Zeit zu Zeit die Löcher reinigen, damit sie nicht überlaufen und durch das Schleifmittel dann die Platte sich zu schnell abnutzt. Allerdings ist die Körnung von Ihr deutlich feiner als bei der Platte von DMT.